Mo Anders über ihre blaue Perle
In der Kinderbuch-Serie „Die Reise der blauen Perle” erzählt Mo Anders Geschichten von Kindern in (mehr oder weniger) fernen Ländern. Das verbindende Element der stets in sich geschlossenen Bände ist die blaue Perle: Wer sie trägt, der kann auf einmal Tierstimmen verstehen. Am Ende jedes Abenteuers reist die Perle dann weiter zu einem neuen Kind in ein neues Land. So lernen wir allmählich die Welt kennen.
Das Motiv einer Weltreise in Buchform kommt nicht von ungefähr: Denn Mo Anders liebt das Reisen. Mit dem Rucksack zog sie viele Male quer durch Europa, Amerika und Australien. Das Reisefieber lockte sie bisher in mehr als 30Länder. Und das Kribbeln hört nie auf, sagt sie.
Seit 2012 gibt sie „Die Reise der blauen Perle” im Selbstverlag heraus. Gute-kinderbücher.de hat sie gefragt, wie sie zum Schreiben kam und was sie sich für die Zukunft wünscht:
Eine Rucksacktouristen wird zur Autorin. Wie kam das bei Ihnen?
Mo Anders: Die Idee, Büchern zu schreiben, schlummerte seit einiger Zeit in mir. Schuld am Ausbruch waren die fehlenden Kinderbücher im Urlaubsgepäck auf Maui, Februar 2012. Die Töchter forderten ihre Gute-Nacht-Geschichte ein. Um die schöne Abendstimmung auf der Terrasse mit Blick auf springende Buckelwale in der Maalaea-Bucht nicht zu verpassen, habe ich mir schnell eine Geschichte ausgedacht von einem Kind, das mit einem Delfin nach einem Schatz taucht. Am nächsten Abend folgte die Fortsetzung: ein gemeinsamer Fahrradausflug auf den Vulkan Haleakala, der auch auf unserer To-Do-Liste stand. Das aus unserer Büchernot erschaffene Duo erlebte jeden Abend ein neues Abenteuer. Ich spürte, dass die Einbettung der Hawaiifakten in spannende Geschichten die Kinder viel neugieriger machte auf die Besonderheiten des Landes, als mein Vorlesen aus dem Reiseführer. Eines Nachts kam meine jüngste Tochter die Treppe hoch getapst zu meinem Bett und weckte mich mit den Worten: „Mama, du sollst die Geschichte sofort weitererzählen.” Die Idee für die Länder-Abenteuerserie war geboren. Als wir wieder in Kalifornien waren, wo wir ein Sabbatical verbrachten, habe ich das Konzept weiterentwickelt und mit dem Schreiben begonnen.
Mo Anders ist ein Künstlername. Wofür steht er?
Ich wollte einen kurzen, prägnanten Namen, den Kleine und Große sich leicht merken können. Mo Anders steht auch für „Mal etwas Anderes”. Und mit dem Unisex-Namen und dem Alternieren der Hauptfiguren (Anmerkung: In jedem Buch spielt abwechselnd ein Junge und ein Mädchen die Hauptrolle) wollte ich dem Trend zu „für Mädchen” – „für Jungen” entgegenwirken. Ich bin der Überzeugung, dass die Festlegung von Mädchen auf die rosa Prinzessinnen/Feen-Glitzerwelt mehr erlernt als angeboren ist und dass Jungen und Mädchen nach wie vor viele gleiche Interessen haben. Im kalifornischen Kindergarten nahm die mittlere (meiner drei Töchter) begeistert an den Piraten- und Indiander-Projekten teil. Im deutschen Kindergarten bastelten die Mädchen Burgfräuleinhüte und die Jungs Schwerter. Meine große Tochter meinte damals, sie hätte lieber ein Schwert gebastelt, durfte aber nicht.
Haben Sie eigentlich je versucht, einen Verlag zu finden?
Zu Beginn stand die Suche nach einem Verlag, in dessen Programm die Serie passen könnte, fest auf meinem Plan. Auf einer Geburtstagsparty traf ich eine Verlagsautorin, die von ihren Erfahrungen und von Gesprächen mit Selfpublishern (u. a. Tina Folsom) berichtete und mir riet, die Serie lieber selbst zu publizieren. Auf der Frankfurter Buchmesse 2012 habe ich trotzdem mit einigen Kinderbuchverlagen gesprochen. Einige waren interessiert an dem Konzept, meinten aber, dass Kinder niedlichere oder witzigere Zeichnungen wollten, als meine eher realistischen Aquarellzeichnungen. Da jedoch meine Testhörer in Schulklassen, Eltern und Lehrer die Illustrationen toll fanden und ich der Meinung bin, dass ein polynesischer Tiki oder eine kambodschanische Apsara-Tänzerin auch ohne Verfremdung interessant sind, habe ich beschlossen, meine Manuskripte nicht an die Verlage zu senden und die Bücher selbst zu veröffentlichen.
Wie war das, dann auf eigene Faust ihre Bücher herauszubringen?
Es war aufregend, das erste eigene Buch als E‑Book auf dem Kindle zu sehen und noch aufregender, es als Taschenbuch in den Händen zu halten. Auch wenn ich es vorher ahnte, es wurde schnell deutlich, dass man mit dem Hochladen eines Buches auf eine Verkaufsplattform erst ganz am Anfang steht, sich beispielsweise bei Amazon.de das Regal mit weit über zwei Millionen anderen E‑Books teilt.
Es war ein großartiges Gefühl, als ich die erste Fanpost bekam und nach weiteren Bänden gefragt wurde, oder als eine Bloggerin mir mitteilte, dass ihre Tochter das Buch ihrer Klasse vorstellen möchte und dafür gerne ein Autorenfoto von mir hätte.
Nach einem Wechselbad an Frust- und Glücksmomenten habe ich mich bei Qindie beworben, einem Zusammenschluss von Autoren, die sich für selbstpublizierte Bücher mit Qualitätsanspruch einsetzen. Den Erfahrungsaustausch mit Kollegen bei Qindie und in einigen Facebook-Gruppen finde ich sehr hilfreich.
Ich hätte gerne mehr Zeit zum Schreiben, Recherchieren und Illustrieren. Andererseits mag ich die Freiheiten und Dynamik des Selbstpublizierens. Vermutlich hätte mir ein Verlag geraten, einiges an den Büchern verkaufsoptimierter zu gestalten. Wahrscheinlich hätten die Bücher dann mehr Leser, aber vielleicht hätten sie auch an Authentizität und Originalität verloren?
Suchen Sie trotzdem noch einen Verlag?
Momentan bin ich nicht auf der Suche, was aber definitiv nicht heißt, dass ich die Leistungen der Verlage nicht schätze. Es kann sein, dass ich irgendwann doch noch selbst Verlage ansprechen werde oder dass ich ein attraktives Angebot eines Verlages annehmen würde, um mehr Zeit für das für mich Wesentliche zu haben. Es kann aber auch sein, dass ich unabhängig weitermache, weil ich die Freiheiten im Entstehungsprozess nicht mehr missen möchte. Alles ist offen.
Sie machen also auf jeden Fall weiter mit der blauen Perle?
So lange ich weiterhin so positive Rückmeldungen bekomme wird die blaue Perle noch in viele Länder reisen.
Hier geht’s zur Renzension von Mo Anders’ „Reise der blauen Perle nach Kambodscha”.