ab 4 Jahren

Vom Küken, das wissen wollte, wer seine Mama ist

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Kinderbücher: Vom Küken, das wissen wollte, wer seine Mama ist

In den meis­ten rich­tig guten Büchern ste­cken Komik, Tra­gik und Weis­heit gleich­zei­tig, wobei die ein­zel­nen Zuta­ten so fein abge­schmeckt sind, dass sich die bes­ten­falls unter­schwel­lig ver­mit­tel­ten Bot­schaf­ten nicht gar zu plump auf­drän­gen. Das viel­schich­tige Kin­der­buch „Vom Küken, das wis­sen wollte, wer seine Mama ist” erfüllt die­ses Kri­te­rium – und noch ein paar mehr.

Vor­der­grün­dig haben wir es mit einer net­ten, klei­nen Geschichte mit viel „süß”, ein biss­chen „hihi” und jeder Menge „ooch” zu tun. Außer­dem mit ähn­li­chem Auf­bau wie beim Kin­der­buch­klas­si­ker „Vom klei­nen Maul­wurf, der wis­sen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat” und also mit Lern­ef­fekt. Ein nied­li­ches Tier­chen plagt eine drän­gende Frage. Auf der Suche nach der Ant­wort fragt es neu­gie­rig aller­hand andere Tiere, wobei es eine Menge über die Natur erfährt.

Im Unter­schied zum „Maul­wurf” ist die Geschichte „Vom Küken, das wis­sen wollte, wer seine Mama ist” aller­dings eher kunst­voll als knal­lig ange­legt. Das Buch behan­delt ja auch ein noch erns­te­res Thema als die Ver­dau­ung, näm­lich das Leben an sich. Das aber zum Glück ohne Pathos, son­dern in einer wun­der­bar schnör­kel­lo­sen Sprache.

An einem hel­len Som­mer­mor­gen rollte etwas über die Wiese. Rollte und rollte und blieb unter einem Flie­der­busch lie­gen. Es war nicht sehr groß und weiß und glatt.” So beginnt die Geschichte vom Küken, das aus einem ver­lo­re­nen Ei schlüpft und sogleich die lebens­wich­tige Frage stellt: „Wo ist meine Mama?”

Kinderbücher: Vom Küken, das wissen wollte, wer seine Mama ist

Wäh­rend das her­zige Küken nun umher­streift und alle „Bist du meine Mama?” fragt, lernt es, wie Schne­cke, Katze, Frosch und Co. ihre Kin­der bekom­men und wes­halb sie also gar nicht seine Mut­ter sein kön­nen. Was die Erzäh­lung so herr­lich bunt macht, sind die vie­len klei­nen Ein­fälle, Wort­witze und Andeu­tun­gen sowie die Tat­sa­che, dass in die­sem Buch nicht bloß Tiere zur beleb­ten Welt gezählt wer­den, son­dern auch Pflan­zen wie der Kirsch­baum, der Löwen­zahn und die Schaf­garbe. Ledig­lich Grenz­stein und Eimer blei­ben stumm.

Bei genaue­rer Betrach­tung ein biss­chen trau­rig hin­ge­gen ist, wie aus­nahms­los alle Befrag­ten sich selbst für das Zen­trum des Seins hal­ten. „Ssso macht man dasss!”, bestimmt die Biene, nach­dem sie geschil­dert hat, wie die Köni­gin ihre Eier legt. Und die Katze erklärt: „Meine Kin­der wach­sen in mei­nem Bauch. So wie sich das gehört.”

Eine Hilfe sind dem Küken diese Aus­sa­gen nicht – und bis auf den Löwen­zahn kommt auch nie­mand auf den Gedan­ken, dass das arme Küken bei sei­ner Suche mög­li­cher­weise Unter­stüt­zung braucht. Die Autorin ver­steht es aber, diese uns Lebe­we­sen eigene Eng­stir­nig­keit mit Witz statt mit Schwere dar­zu­stel­len – wes­halb sich am Ende auch (fast) alle über das Happy End freuen kön­nen. Großartig!


Von: Julia Dürr (Illus­tra­tio­nen) und Bri­gitte End­res (Text)
Ver­lag: ara­cari ver­lag ag
Bil­der­buch ab 4 Jahren
ISBN: 978–3905945416
Gebun­dene Aus­gabe: 28 Seiten
For­mat: 26,8 x 20,6 x 1,2 cm
Rating: 4.0/5. From 18 votes. 
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