Nur ein Tag
„Keine Widerrede, wer nur einen Tag hat, braucht das ganze Glück in 24 Stunden.”
2007 wurde „Nur ein Tag” von Martin Baltscheit zum ersten Mal aufgeführt, seitdem hat das berührend schöne und zugleich doch auch heitere Kindertheaterstück über das Leben einer Eintagsfliege eine hübsche Karriere hingelegt. 2014 erschien die Hörspielfassung und wurde von der hr2-Hörbuchbestenliste als „Kinder- und Jugendhörbuch des Jahres” ausgezeichnet – „ein wunderschönes Hörspiel mit Pfiffigkeit und Herzenswärme über ein ernstes Thema”, begründete die Jury ihre Entscheidung.
Jetzt gibt es „Nur ein Tag” auch als richtiges Buch, köstlich illustriert von Wiebke Rauers und textlich in Form gebracht von Martin Baltscheit selbst. Das liest sich so, als hätte es schon immer so sein müssen. Noch voller und runder als Theaterstück und Hörspiel. Der Mann kann es einfach!
Die Geschichte beginnt mit Fuchs und Wildschwein, die am See sitzen und eine Eintagsfliegenlarve betrachten. Ist es nicht furchtbar traurig, wenn man nur einen Tag zu leben hat, fragen sie sich?
Das Wildschwein hat eben den Impuls zu gehen, um die Fliege gar nicht erst kennen zu lernen (es fürchtet, das könnte ihm das Herz brechen) – da schlüpft sie auch schon. Sie ist wunderhübsch, klug, witzig – und ziemlich erstaunt über die beiden Trauerklöße, die sie betrachten. Weil Fuchs und Wildschwein ihr die Wahrheit nicht sagen wollen, erfinden sie eine Notlüge: Es sei der Fuchs, der den heutigen Tag nicht überleben werde, daher seien sie so traurig.
Und was macht die Fliege?
„Die kleine Fliege hat einen Plan. Sofort. Die Nase ist sauber, die Augen geputzt, das junge Ding weiß, was in Fällen entsetzlicher Wahrheit zu tun ist. Man muss etwas bewegen. Die Trauer, die Lähmung, den Schreck, alles muss zur Seite geschoben werden und durch etwas Besseres ersetzt werden.
‚Gehen wir an die Arbeit.’
‚Welche Arbeit?’
‚Na, wir machen ihn glücklich!’ ”
So einfach ist das. Wenn die Zeit begrenzt ist, muss man was draus machen. Also legen Fliege, Wildschwein und Fuchs gleich los – und es wird ein toller Tag. Ein Tag wie ein ganzes Leben!
Und dass am Ende der Tod steht, ist nur ein Teil der Wahrheit. Denn wenn sich der Kreis des Lebens schließt, fängt irgendwie auch alles wieder von vorne an. Selten, dass ein Kinderbuch so viel grundsätzliche Weisheit so dicht, so gelassen und so humorvoll vermittelt.
„Der Tod ist wie das Leben – unvermeidbar. Niemand weint über das Leben und deshalb sollte auch niemand über den Tod weinen.”
Von: Martin Baltscheit (Text) und Wiebke Rauers (Illustrationen)
Verlag: Dressler
Kinderbuch ab 6 Jahren
ISBN: 978–3791527024
Gebundene Ausgabe: 105 Seiten
Format: 17,1 x 1,5 x 23,8 cm
Audio CD, ca. 45 Min
Regisseur: Martin Baltscheit
Sprecher: Martin Baltscheit, André Gatzke, Charly Hübner und Annett Louisan
Oetinger Media GmbH
ISBN: 978–3837307641
Empfohlenes Alter: 6 – 8 Jahre