Herr Rumpelpumpel fliegt weg
Es stürmt furchtbar in der kleinen Stadt. Alle verkriechen sich tief in ihren Häusern, auch Herr Rumpelpumpel. Nur nützt es ihm nichts: Der Sturm fegt ihn einfach mitsamt seinem Häuschen hinfort, hoch hinauf bis auf die Spitze des Bein-Brecher-Berges.
Ein bisschen abwegig und scheinbar ausweglos – das ist die Ausgangslage dieses Bilderbuchs von Jakob Martin Strind. Der dänische Kinderbuchautor lässt aber sogleich die Dorfgemeinschaft aufmarschieren, um keinen Zweifel daran zu lassen, dass niemand den kleinen Herrn Rumpelpumpel in dieser Lage allein lassen möchte. Das ist sehr rührend, wie alle sofort aktiv werden. Zudem sind die Maßnahmen zur Notversorgung des Gestrandeten mit Lebenswichtigem ziemlich lustig, was auch am Hang des Autors zu nonchalant eingeflochtenen textlichen und grafischen Details liegt – wie etwa dem, dass der General, der als erstes eine Kanone zur Rettung ins Spiel bringt, „General K. Putt” heißt.
Neben Niedlichkeit, Witz und köstlichen Illustrationen weist das Kinderbuch aber noch eine ganz andere Stärke auf: echten Tiefgang. Die Dörfler, so sehr sie sich auch bemühen, sind in ihren Rettungsversuchen nämlich stark von ihrem eigenen Ego geleitet. Dabei verlieren sie manchmal das Wesentliche, also die Bedürfnisse des kleinen Mannes auf dem Berg, etwas aus dem Blick.
Der Schmied zum Beispiel ist überzeugt, dass Herr Rumpelpumpel unbedingt Hufeisen braucht, eine andere Einwohnerin strickt wie wild Topflappen für ihn. Und am Ende, nachdem Herrn Rumpelpumpel eher glückliche Fügung als geplantes Handeln gerettet hat, hält der Bürgermeister eine Rede, in der er sich selbst zu einem guten Bürgermeister erklärt.
Das Schöne daran ist, dass Jakob Martin Strind diese kleinen, menschlichen Schwächen nicht verteufelt. Er stellt sie einfach nur beiläufig dar. Das lehrt, ganz ohne erhobenen Zeigefinger, viel über die Menschen und das Leben: Wir können unsere Ichbezogenheit wohl nie ganz abstellen. Solange wir uns aber trotzdem solidarisch um unsere Mitmenschen zu kümmern versuchen, sind wir immerhin recht sympathische Mängelwesen.
Von: Jakob Martin Strind
Verlag: Bastei Lübbe (Boje)
Bilderbuch ab 3 Jahren
ISBN: 978–3414823564
Gebundene Ausgabe: 48 Seiten
Format: 24,8 x 1 x 27,6 cm