Heute bin ich
In „Heute bin ich” strahlen dem Leser 20 wunderbare Ölpastell- und Kreide-Zeichnungen von Fischen entgegen, die 20 verschiedene Gefühlsregungen ausdrücken.
Die Bilder in leuchtenden Farben auf schwarzem Grund sind einfach, aber schön und wirkungsvoll. Der neugierige Fisch hat weit aufgerissene Augen, der zornige schreit und zetert, dass er ganz rot wird, und ein seeligeres Gesicht als der verliebte Fisch hat sonst keiner.
Als ich das Buch der Künstlerin Mies van Hout zum ersten Mal in die Hand genommen habe, hatte ich trotzdem Zweifel. Sind die Begriffe für kleine Kinder möglicherweise zu kompliziert? Und langweilen sich größere Kinder vielleicht, weil es weder eine Geschichte noch haufenweise in den Zeichnungen versteckte Details gibt? Die Bilder sind lustig, keine Frage. Aber wie lange mag das Vergnügen an ihnen anhalten?
Dieser Sorge lag ein Denkfehler zugrunde: Denn „Heute bin ich” ist nicht bloß dazu geeignet, Kindern Begriffe für ihre Gefühle zur Verfügung zu stellen. Der Clou ist vielmehr, dass es sich hervorragend eignet, mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Es lassen sich unendlich viele kleine Geschichten zu den Bildern erfinden. Auf die Frage: „Warum könnte dieser Fisch neidisch sein?” gibt es Millionen von Antworten. Die lustigsten und überraschendsten kommen garantiert von den Kindern. Und sehr spannend ist es, persönliche Fragen zu stellen: „Warst du heute irgendwann auch einmal neidisch auf jemanden?”
„Heute bin ich” funktioniert! Mit meinem fast fünfjährigen Sohn kann ich abends lange im Bett sitzen und mich über die Bilder unterhalten, mit ihm über seine Phantasie-Geschichten lachen, etwas über seinen Tag erfahren und über Gefühle sprechen. Ja, echt! Zwei Kerle unterhalten sich über Gefühle – dank dieses Buches ist das ganz einfach.
Übrigens: „Heute bin ich” war in der Kategorie „Sachbuch” für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2013 nominiert.
Von: Mies van Hout
Verlag: aracari
Bilderbuch ab etwa 3 Jahren
ISBN: 978–3905945300
Gebundene Ausgabe: 48 Seiten
Format: 26,4 x 21,4 x 1 cm