Mach mal Pause, Biber!
Hyperaktiver Biber im Wald! Lebensgefahr!
Man sollte meinen, es sei eine Binse, wenn ein Barde singt: Das Beste am ganzen Tag, das sind die Pausen. Aber der Biber aus diesem Buch hat’s einfach noch nicht begriffen. Und wo das hinführen kann, wenn sich jemand beharrlich so einer elementaren Erkenntnis verweigert, das illustriert Nicholas Oldlands Bilderbuch „Mach mal Pause, Biber!” deutlich: ins totale Chaos nämlich; ins Ödland, ins Obdachlosenasyl und schließlich auch auf den OP-Tisch!
Der Biber zernagt den ganzen Wald ohne sich auch nur einen Gedanken darüber zu machen, was er da überhaupt tut. Hauptsache nagen wie ein Weltmeister.
Die Folgen solch ungebremsten Tatendrangs kann man gar nicht drastisch genung schildern. Heutzutage lieben ja alle die Macher. Dabei richten sie so viel mehr Unheil an als alle Lasser gemeinsam. Autor Oldland gibt sich dankenswerterweise redlich Mühe, vor dieser gefährlichen Entwicklung zu warnen.
Dem Bären kracht ein Stamm auf den Kopf, dem Elch wird ins Bein genagt, Familie Vogel verliert ihr Nest – und Freund Biber nagt immer noch weiter. Schlimm!
Bis der Tag kommt, an dem er so hektisch damit beschäftigt ist, einen Baum zu fällen, dass ihm gar nicht auffällt, wie sich dieser in seine Richtung neigt. Und weil der Biber nicht ganz so robust ist wie der Bär, endet das böse – mit „abgeknicktem Schwanz, zwei gebrochenen Gliedmaßen, drei angeknicksten Rippen, vier blauen Flecken, fünf verstauchten Fingern, sechs verdrehten Zehen, sieben schmerzenden Schürfwunden, acht brennenden Kratzern, neun wehen Muskeln und zehn offenen Schürfwunden”.
Man sieht an dieser Aufzählung: Oldland lässt nichts aus. Er erzählt die ganze, bittere Wahrheit. Auf dass es allen schweißigen Fleißigen eine Lehre sei!
Aber hey. Dass der vollständig eingegipste Biber jetzt mal still im Krankenhaus liegen und beim An-die-Decke-Starren über seine Missetaten nachdenken muss, ist ja auch nicht schlecht. Denn dabei fällt ihm tatsächlich was auf!
Und so endet dieses Buch versöhnlich. Der Biber macht gut, was er gutmachen kann, und darf dann auch ruhig weiter ein bisschen aktiver sein als der Rest. Es ist auch okay, dass er nach getaner Arbeit beim Zähneputzen schon herumspinnt, was er am nächsten Tag noch alles machen könnte (einen Dammbaukurs belegen, zum Beispiel, oder mit den Freunden eine Band gründen und auf Tour gehen). Hauptsache, er nagt nicht mehr wie aufgezogen alles kaputt und schiebt auch mal ein Nickerchen zur Entspannung ein! Denn so ein Schläfchen erfrischt und hält den Geist gesund.
Von: Nicholas Oldland, aus dem Englischen von Nicola T. Stuart
Verlag: Jacoby & Stuart
Bilderbuch ab 3 Jahren
ISBN: 978–3941787469
Gebundene Ausgabe: 32 Seiten
Format: 20,9 x 1 x 20,8 cm