Freunde
45 Jahre nach der kleinen Raupe Nimmersatt beglückt uns der Kinderbuchkünstler Eric Carle mit einem sehr persönlichen Meisterwerk: „Freunde” ist die Geschichte von einem kleinen Jungen und einem kleinen Mädchen, die sich innig lieben.
Sie spielen zusammen, sie rennen und tanzen und sie erzählen sich Geheimnisse. „Es waren einmal zwei Freunde, die immer zusammen waren”, heißt es im Buch. Die Geschichte beginnt mit den Worten eines Märchens. Und so phantastisch geht sie auch so weiter.
Das Mädchen zieht weg, und der Junge ist sehr traurig. Er holt tief Luft und zählt bis zehn. Dann begibt er sich auf die Reise: Er durchschwimmt einen Fluss („Brrr!”), schläft unter Sternen („Püüüh”), erklimmt einen hohen Berg und rutscht ihn auf der anderen Seite wieder hinab („Plopp!”). Er spaziert über eine große Wiese („Aaaah!”), rennt durch eine Regenwand („Plitsch! Platsch!”), träumt sich auf eine Wolke („Ooooh!”), durchquert einen dichten Wald („Huuuuh!”) und landet in einem Blumengarten. Dort pflückt er einen großen Strauß. Und als er endlich seine Freundin findet, sagt sie: „Ich wusste, dass du kommst.”
Carles Stärke ist, dass er die Gefühle von Kindern ernst nimmt und sie in einfacher und einprägsamer Prosa auf den Punkt bringt. Die ausdrucksstarken Illustrationen in der für ihn typischen Collagen-Technik machen „Freunde” zum poetischen Gesamtkunstwerk.
Im echten Leben ging die Geschichte übrigens etwas anders aus. Da zog nicht das Mädchen weg, sondern der Junge: Als Carle sechs Jahre alt war, siedelten seine Eltern von New York nach Deutschland um. Das Mädchen, das er liebte, sah er nie wieder. „Ich denke oft an meine Freundin von damals und frage mich, was wohl aus ihr geworden ist”, schreibt Carle im Nachwort von „Freunde”.
Von: Eric Carle
Verlag: Gerstenberg
Bilderbuch ab 4 Jahren
ISBN: 978–3836957885
Gebundene Ausgabe: 32 Seiten
Als das Mädchen wegzieht, macht sich der Junge auf den Weg. Kein Berg ist ihm zu hoch, kein Wald zu dicht – er muss seine Freundin finden