ab 4 Jahren

Grododo

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Kinderbücher: Grododo

Komik ent­steht unter ande­rem durch ins Gro­teske über­stei­gerte All­tags­si­tua­tio­nen. Dass sich die Motive dabei wie­der­ho­len, ist klar. Der All­tag tut es ja auch. 

Als der fran­zö­si­sche Autor Mich­aël Escof­fier eines Nachts zuerst von fei­ern­den Nach­barn, dann von einem Feu­er­wehr­auto und schließ­lich von zwei Tau­ben wach­ge­hal­ten wurde, kam ihm die Idee zum Kin­der­buch „Gro­dodo”. Aus so einer Situa­tion ein Kin­der­buch zu machen, ist natür­lich kein beson­ders ori­gi­nel­ler Gedanke. Den Ein­fall von den ewig wie­der­keh­ren­den Ein­schlaf-Ärger­nis­sen hat­ten andere auch schon. Aber was Escof­fier zusam­men mit der Illus­tra­to­rin Kris Di Gia­como gelun­gen ist, ver­dient trotz­dem eine genauere Betrach­tung. Weil näm­lich ihr „Gro­dodo” sehr, sehr gut gewor­den ist.

Hase Cäsar ist ein ziem­li­cher Spie­ßer – aber auf eine so sym­pha­ti­sche Art, dass man sich gerne mit ihm iden­ti­fi­ziert. Er braucht sein fes­tes Ein­schlafri­tual: Glas Was­ser auf den Nacht­tisch, Pan­tof­feln auf den Tep­pich, unterm Bett nach Mons­tern gucken, Teddy her­zen, Augen schlie­ßen, auf den Ohren ein­schla­fen. Diese Nacht jedoch reißt ihn ein Nach­bar nach dem ande­ren wie­der hoch. Der Vogel häm­mert Nägel in die Bäume, um Bil­der auf­zu­hän­gen, das Eich­hörn­chen knackt für Cäsars Geschmack zu laut Nüsse. 

Kinderbücher: Grododo

Wie die wie­der­holte Ruhe­stö­rung den Hasen mit der Melone auf dem Kopf immer knur­ri­ger wer­den lässt, ist genial gezeich­net und komisch zu beob­ach­ten. Die Augen zu schma­len Schlit­zen ver­engt oder vor Zorn weit auf­ge­ris­sen gerät Cäsar von Seite zu Seite mehr in Rage. Gleich­zei­tig setzt ihm die Situa­tion so zu, dass sein peni­bler Fahr­plan zur Nacht­ruhe jedes Mal ein wenig wei­ter aus der Form kommt. Zum Schluss stellt er seine Pan­tof­feln ins Was­ser­glas und herzt den Tep­pich, bevor er die Ohren schließt und auf den Augen einschläft. 

Kinderbücher: Grododo

Und dann ist da noch die Schluss­pointe. Wenn immer die ande­ren ner­ven, wir selbst aber eben für die ande­ren auch nichts ande­res als einer von den ande­ren sind – was sagt das dann eigent­lich über uns? 

Men­schen, die gerne über sich selbst lachen, wer­den die­ses Buch lieben.

Übri­gens: „Gro­dodo” ist ein Wort­spiel, das zwar nur im Fran­zö­si­schen funk­tio­niert, wo „gros dodo” einen tie­fen, erhol­sa­men Schlaf bedeu­tet – aber wenn man das nicht weiß, und der Buch­ti­tel des­halb viel­leicht ein wenig ver­wir­rend ist, macht das auch nichts. Hin und wie­der mal ein biss­chen ver­wirrt zu sein, ist ja nicht schlimm.

Gro­dodo” wurde von der Deut­schen Aka­de­mie für Kin­der- und Jugend­li­te­ra­tur als Bil­der­buch des Monats April 2017 ausgezeichnet.


Von: Mich­aël Escof­fier und Kris Di Gia­como (Illus­tra­tio­nen), über­setzt von Anna Taube
Ver­lag: Carlsen
Ein­schlaf-Bil­der­buch ab 4 Jahren
ISBN: 978–3551515094
Gebun­dene Aus­gabe: 56 Seiten
For­mat: 23,5 x 1,2 x 30,7 cm
Rating: 3.7/5. From 37 votes. 
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