Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt
Mein Sohn liebt Tatütata-Bücher. „Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt” finde auch ich ganz große klasse.
Der Autor, Hannes Hüttner, studierte in Leipzig und Berlin Journalistik und Außenwirtschaft, wurde Chefreporter der größten DDR-Wochenzeitung, schmiss den Posten mit knapp 30 wieder hin und legte noch ein Medizin-Studium nach. In den 90ern landete er schließlich als Medizinsoziologe beim Robert-Koch-Institut.
Seine Kinderbücher hat er quasi nebenbei geschrieben. „Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt” erschien 1969. Viele heutige Eltern werden es wohl noch aus ihrer eigenen Jugend kennen. Mir ist es jetzt zum ersten Mal begegnet.
Ich war gleich begeistert, weil es so herzerfrischend witzig ist. Die Figuren, die auftreten, sind echte Originale. Löschmeister Wasserhose zum Beispiel ist ein bäriger Typ, ein bisschen schnodderig im Tonfall, aber immer herzlich. Den beim Vorlesen nachzuahmen macht einfach Spaß.
Die Handlung ist simpel, aber clever überlegt. Die Feuerwehrmänner setzen sich zur Pause, Löschmeister Wasserhose zählt Kaffeetassen und Stullen durch – aber just in dem Moment, als sich alle „guten Appetit” wünschen, klingelt das Telefon: Alarm!
Bei Oma Eierschecke brennt es, Emil Zahnlücke ist ins Eis eingebrochen und im Zoo ist die alte Linde umgekracht. Die Feuerwehr erledigt ihre Aufgaben mit Bravour, kehrt zur Wache zurück, unternimmt erneut den Versuch einer Kaffeepause – aber wieder bimmelt das Telefon. Alle lassen ihre Stulle sinken und jagen erneut los. Nur der kleine Wachtmeister Meier schafft es jedes Mal irgendwie, eine kleine Zwischendurch-Mahlzeit zu verdrücken. Löschmeister Wasserhose staunt Bauklötze, was so alles in den Kollegen hineinpasst.
Die Idee ist herrlich umgesetzt, die Geschichte gut geschrieben. Dabei stört überhaupt nicht, dass einige Details aus einer anderen Zeit stammen und heutigen Kindern einmal kurz erklärt werden müssen. Wer heizt z.B. noch mit Kohle und weiß, was ein Ofenblech ist? Außer Oma Eierschecke jetzt…
Dass die Illustrationen ein halbes Jahrhundert als sind, merkt man ihnen natürlich ebenfalls an. Damit meine ich nicht einmal vorrangig, dass die Feuerwehrautos heute anders aussehen als im Buch. Die ganze Ästhetik ist eine andere. Aber mein Sohn beschwert sich nicht. Und wie gesagt – ich steh’ auch drauf.
Von: Hannes Hüttner (Text) und Gerhard Lahr (Illustrationen)
Verlag: Beltz
ISBN: 978–3407770820
Bilderbuch ab 5 Jahren
Gebundene Ausgabe, 32 Seiten
Format: 27,6 x 21,2 x 0,8 cm