Kommissar Gordon – Doch noch ein Fall
„Zwei Kinder sind weg! Ganz verschwunden!”
Der dritte Fall von Kommissar Gordon, der alten Polizeikröte im Wald, und der jungen Polizeimaus Buffy ist mit Abstand der dramatischste, den das Duo bislang lösen musste. Viel dramatischer als geklaute Nüsse! Gut, dass Ulf Nilsson ihn wie gewohnt so sanft und sorgfältig (aber nie langweilig!) erzählt, dass man sich fast gar nicht fürchten muss – zumal dem Leser recht schnell klar wird, dass die beiden Kita-Kinder nicht entführt oder gar vom Fuchs gefressen wurden, sondern dass sie einfach bloß ihre eigenen Pläne verfolgen.
Trotzdem aufregend!
Aber von vorn: Wer Kommissar Gordon und Buffy noch nicht kennt, sollte sie vielleicht kurz einmal vorgestellt bekommen. Ausgedacht hat sich die beiden der schwedische Schriftsteller Ulf Nilsson, der mittlerweile insgesamt über 100 Bücher veröffentlicht und dafür zahlreiche Preise von der Nils-Holgersson-Plakette bis zum Astrid-Lindgren-Preis erhalten hat.
Gordon ist eine lebenskluge, gutmütige Kröte, die durch die vielen über die Jahre hinweg verspeisten Muffins leicht unförmig geworden ist. Auf seine großväterlich behäbige Art denkt der Kommissar stets an das Wohl aller Tiere im Wald, wozu natürlich auch sein eigenes, leibliches, zählt. Buffy ist eine junge, quirlige Maus, die von einer zunächst Verdächtigen zur Polizeiassistentin und dann sogar zur Waldkommissarin wird, während der alte Gordon am Ende des zweiten Teils von der Polizeiarbeit endgültig genug hat und einen laaaangen Urlaub (bzw. seine Pension?) beginnt.
Hier ein kurzer Film zur Vorstellung der beiden:
Anfangs des dritten Teils stellt Gordon nun aber fest, dass das mit dem Ruhestand so ganz das Wahre auch wieder nicht ist. Er langweilt sich ein bisschen, während es Buffy – ganz allein in der großen Polizeistation – ein wenig unheimlich ist. Nachts schleicht ein dunkles Wesen ums Haus und kratzt am Fenster! Seltsam, dass es leicht nach Kröte riecht, wenn Buffy der Gestalt hinterherschnuppert…
Vielleicht ein Gespenst? Oder ein Spion, der den alten Ex-Kommissar auskundschaftet? Buffy schaltet dann doch lieber mal Gordon ein, der sich zwar sehr über einen neuen Fall freut, aber auch etwas verlegen wird, als er hört, worum es geht.
Bedächtig und mit leisem Humor entfaltet Nilsson die Szenerie und schafft es mit jedem Satz, mehr und mehr Atmosphäre zu erzeugen. So richtig los geht es mit dem eigentlichen Fall erst im vierten Kapitel, köstlich unterhalten wird man aber von Anfang an. Das ist der Zauber dieses Buches: dass man so gemächlich wie unaufhaltsam hineingesogen wird in diese Waldwelt, dass man sich ihr schon bald ganz und gar verbunden fühlt. Und dabei bekommt man auch noch einen echten Krimi mit Spurensuche, Verdächtigungen, Verhören und praktischen, kleinen Lehren wie dieser hier: „Es nützt nichts, wild mit seinem Herz zu klopfen. Erst müssen alle beruhigt werden.”
Vielleicht die schwierigste Entscheidung: Lieber das Hörbuch kaufen – und auf Gitte Spees schöne Illustrationen verzichten? Oder die gebundene Ausgabe selber vorlesen – und Ulrich Noethens unnachahmliches „Kadunk”-Geräusch verpassen, wenn ein wichtiges Papier gestempelt wird?
Von: Ulf Nilsson
Verlag: headroom
Hörbuch ab 6 Jahren
ISBN: 978–3942175708
2 CDs
Bearbeitung und Regie: Theresia Singer
Ulrich Noethen als Erzähler
Udo Kroschwald als Kommissar Gordon
Lotta Doll als Buffy
Von: Ulf Nilsson, übersetzt von Ole Könnecke, mit Illustrationen von Gitte Spee
Verlag: Moritz
Kinderbuch ab 6 Jahren
ISBN: 978–3895653285
Gebundene Ausgabe: 120 Seiten
Originaltitel: Kommissarie Gordon – Ett fall i alla fall
Format: 15,6 x 1,7 x 21,9 cm
Übrigens: Kommissar Gordon hat inzwischen auch eine eigene Facebook-Seite und eine Homepage.