Bumm
Knallbunt und mit Massencrash, fast ohne Text, aber (selbst-)ironisch und subversiv – das Unfallbuch „Bumm”.
Ich habe mich allein schon wegen des Untertitels in das neue Buch des niederländischen Illustrators Leo Timmers verliebt. „Lesen kann gefährlich sein!” ist bestimmt keine Botschaft für ein zwanghaft pädagogisches Werk, das aus unseren Kindern unbedingt vernünftige, verantwortungsbewusste und kultivierte Bürger erwachsen lassen will.
Herr Hirsch transportiert einen Stapel Bücher, den er hinten auf seinen gelben Flitzer gebunden hat. Offensichtlich ist die Lektüre druckfrisch und obendrein sauspannend. Herr Hirsch schafft es jedenfalls nicht, sich aufs Fahren zu konzentrieren. Er liest – und das wird ihm wie auch allen nachfolgenden Verkehrsteilnehmern zum Verhängnis. Denn als plötzlich eine Mülltonne auf der Straße steht, macht es „Bumm”! Eine lustig-verrückte Kettenreaktion für alle Bücher‑, Auto- und Unfallfans entwickelt sich (bei der sich übrigens auch die nicht-lesenden Autofahrer überwiegend als ziemlich unachtsam erweisen).
Auto um Auto rast in den Crash hinein, eine verzwickt-spaßige Massenkaramboulage entsteht. Reifen fliegen durch die Luft, Kleidungsstücke wirbeln umher. Dem Krokodil segeln Fische in den Mund als wäre es im Schlaraffenland, die hungrigen Hasenjungen landen glücklich im Gemüse. Und ganz am Ende rauscht der Farbentransporter heran…
Text braucht das Buch praktisch gar nicht. Das regelmäßige „Bumm” und eine kleine dramaturgische Verzögerung in Form eines Brems-„iiiiiiiiiiii„s reichen komplett aus. Sich kleine Geschichten um die knalligen Illustrationen auszudenken, ist angesichts der starken Bildsprache überhaupt kein Problem.
Und die (lässig augenzwinkernde) Moral von der Geschicht’? Lesen mag vielleicht gefährlich sein, aber es macht Spaß und am Ende sind alle glücklich. Oder: No risk, no fun!
Von: Leo Timmers
Verlag: Coppenrath
Bilderbuch ab 3 Jahren
ISBN: 978–3649611646
Gebundene Ausgabe, 48 Seiten
Format: 28,4 x 25,2 x 1 cm