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Der einhändige Briefträger


Was ist das für ein Land, in dem man dank­bar sein muss, wenn einem die Hand weg­ge­sprengt wird? 

Gud­run Pau­se­wang, gebor­ben 1928 in Ost­böh­men, kennt die Ant­wort. Sie war noch nicht ganz fünf, als die Deut­schen Hit­ler wähl­ten. Sie war zehn, als ihre Hei­mat deutsch wurde, elf, als Hit­ler den Krieg begann, und fünf­zehn, als ihr Vater fiel. Im Vor­wort ihres neuen Buches „Der ein­hän­dige Brief­trä­ger” schreibt sie: „Bald wird es keine Zeu­gen des Zwei­ten Welt­krie­ges mehr geben. Mit die­sem Buch will ich euch zei­gen, wie bit­ter man ihn auch in der Hei­mat spürte.”

Die Hand­lung beginnt im August 1944: Der sieb­zehn­jäh­rige Johann Por­ter ist Brief­trä­ger. Er hat den Krieg an der Front schon hin­ter sich. Gleich am zwei­ten Tag riss ihm ein Gra­nat­split­ter die linke Hand ab. Jetzt erlebt er den Krieg, wie ihn auch Gud­run Pau­se­wang selbst mit­be­kam: aus der Per­spek­tive der zu Hause geblie­be­nen. Es sind haupt­säch­lich Frauen, Greise und Kin­der, die noch in den Dör­fern wohnen.

Als Brief­trä­ger trifft Johann sie alle. Er kennt ihre Geschich­ten, er hört den Des­il­lu­sio­nier­ten und den immer noch Ver­blen­de­ten zu. Was sie eint, ist die Angst um ihre Lie­ben. Johann erfährt haut­nah, wie sehn­süch­tig sie auf Lebens­zei­chen der Män­ner war­ten, wie sie gleich­zei­tig fürch­ten, der nächste Brief könnte die Todes­bot­schaft sein. Und Johann muss immer mehr sol­cher Bot­schaf­ten aus­hän­di­gen: an Ehe­frauen und an Müt­ter von Kin­dern, die zum Volks­sturm abkom­man­diert wur­den. Zugleich begeg­net dem jun­gen Mann in die­ser dunk­len Zeit aber auch das Glück der Liebe. Wenn auch nur kurz…

Der ein­hän­dige Brief­trä­ger” ver­bin­det die vie­len Kriegs-Schick­sale zu einer Geschichte, die das Absurde und den Schre­cken der Gewalt ein­drück­lich vor Augen führt. Gud­run Pau­se­wang hat ein mit­rei­ßen­des Plä­doyer für den Frie­den geschrie­ben. Ein Buch, das hof­fent­lich dazu bei­trägt, dass unsere Geschichte nicht ver­ges­sen wird. Damit auch für unsere Kin­der das Wich­tigste bleibt: Nie wie­der Krieg! Nie wie­der Faschismus!


Von: Gud­run Pausewang
Ver­lag: Ravens­bur­ger Buchverlag
Jugend­buch ab 12 Jahren
ISBN: 978–3473401215
Gebun­dene Aus­gabe: 192 Seiten
For­mat: 14,3 x 2,2 x 21,5 cm
Categories: ab 12 Jahren
Matti Hartmann: Matti Hartmann ist im Hauptberuf freier Journalist und nebenher Vater von drei Kindern. Oder andersherum. Außerdem Bücherfreund. Und weil sich das alles prima unter einen Hut bringen lässt, wenn man eine Kinderbuchseite betreibt, macht er genau das auch noch.
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