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Der Drohnenpilot

Nicht unbe­dingt ein hoch­li­te­ra­ri­sches Buch. Aber mal was rich­tig span­nen­des. Nach­her stan­den die Jungs Schlange. Dabei hatte sich vor­her kaum einer gemel­det, gerne Bücher zu lesen.”

Das ist – berichts­weise – die Bilanz einer Lesung von Thors­ten Nesch, bei der er sein Buch „Der Droh­nen­pi­lot” in einer Schule vor­stellte. Aber was heißt schon „hoch­li­te­ra­risch”? Neschs Stil ist klar, gerade, zügig, was auch seine Vor­züge hat.

Der Droh­nen­pi­lot” geht gleich in die Vol­len, Action ab Seite 1. Ers­ter Absatz: „Vor mei­ner XT-17 tauchte am Hori­zont das Gebirge von Amai auf. Dort in einem Tal lag mein Ziel, das Haupt­quar­tier der Ter­ro­ris­ten. Blitze zuck­ten stumm in den Wol­ken, die sich über der Berg­kette auf­türm­ten, als woll­ten sie nach den Ster­nen greifen.”

Erzäh­ler ist der 17-jäh­rige Darius. Das beschrie­bene Sze­na­rio sieht er auf sei­nem Com­pu­ter­mo­ni­tor. Es ist – noch – nur ein Spiel. Aber als er durch ist, taucht auf dem Bild­schirm eine uner­war­tete Nach­richt auf. Die Ein­la­dung zu einem Bewerbungsgespräch! 

Ein schein­bar lupen­rei­ner Jung­s­t­raum beginnt: Darius wird Droh­nen­pi­lot. Viel Geld für einen Job, der 1:1 sei­nem Lieb­lings­spiel ent­spricht. Eine eigene Woh­nung. Aner­ken­nung. Raus aus der Per­spek­tiv­lo­sig­keit nach der Schule. Cool, denkt Darius. Cool, mag sich auch so man­cher junge Leser den­ken, den Nesch bereits jetzt gefan­gen hat.

Doch dann wird es schnell kom­pli­zier­ter. In rasan­tem Tempo erzählt Nesch von einer Gesell­schaft, die der unse­ren nur um wenige Jahre vor­aus ist – tech­nisch wie sozi­al­po­li­tisch. Mini­mal-SciFi, sozu­sa­gen. Es fah­ren noch Stra­ßen­bah­nen und Autos, aber die Stra­ßen müs­sen ver­brei­tert wer­den, weil die Kar­ren immer dicker wer­den. Was Nesch the­ma­ti­siert, ist heute schon aktu­ell. Über­wa­chung, abge­hängte Bevöl­ke­rungs­schich­ten, Com­pu­ter­krieg, pri­va­ti­sierte Sicher­heit. Es ist nur alles noch einen Tick wei­ter gedacht. Und so zeigt sich die Dys­to­pie, deren Söld­ner Darius wird, mit jeder Seite deutlicher.

Das läuft ohne große Über­ra­schun­gen kon­se­quent auf den Show­down zu und ist packend mit hoher Iden­ti­fi­ka­ti­ons­kraft für Teen­ager geschil­dert. Die Liebe spielt auch eine Rolle. Wofür Nesch auf jeden Fall zu loben ist: dass er eine der Stär­ken von Sci­ence Fic­ton aus­spielt – näm­lich die, Sozi­al­kri­tik so auf­zu­schrei­ben, dass sie gele­sen wird. 

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Von: Thors­ten Nesch
Ver­lag: mixtvision
Jugend­buch ab 14 Jahren
ISBN: 978–3958540248
Bro­schiert: 288 Seiten

Categories: ab 14 Jahren
Matti Hartmann: Matti Hartmann ist im Hauptberuf freier Journalist und nebenher Vater von drei Kindern. Oder andersherum. Außerdem Bücherfreund. Und weil sich das alles prima unter einen Hut bringen lässt, wenn man eine Kinderbuchseite betreibt, macht er genau das auch noch.
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