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Der Elefant und der Schmetterling

Der Ele­fant und der Schmet­ter­ling” ist das Mär­chen von einem sehr klei­nen und ver­letzt­li­chen Tier, das in das Leben eines sehr gro­ßen und star­ken Tie­res tritt – und alles verändert.

Der ame­ri­ka­ni­sche Lyri­ker E. E. Cum­mings (1894 bis 1962) hat sich die Geschichte für seine kleine Toch­ter Nancy aus­ge­dacht. Nancy war ein unehe­li­ches Kind, Cum­mings sah sie nur spo­ra­disch. Schon ihre Geburt schien ihn nicht son­der­lich zu inter­es­sie­ren, und er zeigte sich erleich­tert, dass sein Freund Sco­fi­eld Thayer, der zwar mit Nan­cys Mut­ter ver­hei­ra­tet war, aber schon lange von ihr getrennt lebte, das Kind als sei­nes akzep­tierte. Cum­mings war seine Arbeit wich­ti­ger als das Kind. Von Nan­cys sieb­tem Lebens­jahr an sah er sie zwan­zig Jahre lang gar nicht.

So erschüt­ternd die Rea­li­tät, so schön das Mär­chen: Der Ele­fant wohnt allein in sei­nem Haus „am äußers­ten Ende einer gewun­de­nen Straße”. Er tut den gan­zen Tag nichts, als aus dem Fens­ter zu sehen, und ihm ist sehr wohl dabei. Aber als er sieht, wie der kleine Schmet­ter­ling den Weg hin­auf flat­tert, wird er immer auf­ge­reg­ter: „Meine Güte, ich möchte wis­sen, ob er mich besu­chen kommt!”

So ner­vös ist der Ele­fant, dass er erst beim drit­ten Klop­fen des Schmet­ter­lings mit zit­tern­der Stimme ant­wor­ten kann. Aber die Tür zu öff­nen, schafft er immer noch nicht. Also stößt sie der Schmet­ter­ling mit sei­nem klei­nen Flü­gel auf, und wäh­rend drau­ßen Regen auf­zieht, gewin­nen sich die bei­den lieb. Als der Regen auf­hört, ent­de­cken Schmet­ter­ling und Ele­fant zusam­men die Welt drau­ßen: „Und von da an kam nun der Ele­fant jeden Tag die gewun­dene Straße herab, die so herr­lich duf­tete (vor­bei an den sie­ben Bäu­men und dem Vogel, der im Strauch sang), um sei­nen klei­nen Freund, den Schmet­ter­ling, zu besu­chen. Und sie hat­ten sich immer lieb.”

Unge­ach­tet des­sen, dass es sich um den bit­ter­sü­ßen Ver­such han­delt, ein klei­nes Mäd­chen mit einer Para­bel zu trös­ten, ist es eine sehr poe­ti­sche und zarte Geschichte, die Kin­dern zeigt, dass es nicht immer die gro­ßen Wesen sein müs­sen, die alles zum Guten wen­den kön­nen – weil die Gro­ßen auch ihre Schwä­chen haben. 


Von: E. E. Cum­mings (Text) und Linda Wolfs­gru­ber (Illus­tra­tio­nen)
Ver­lag: Gerstenberg
Bil­der­buch ab 4 Jahren
ISBN: 978–3836954402
Gebun­dene Aus­gabe: 32 Seiten
For­mat: 29,8 x 22,4 x 0,8 cm
Categories: ab 4 Jahren
Matti Hartmann: Matti Hartmann ist im Hauptberuf freier Journalist und nebenher Vater von drei Kindern. Oder andersherum. Außerdem Bücherfreund. Und weil sich das alles prima unter einen Hut bringen lässt, wenn man eine Kinderbuchseite betreibt, macht er genau das auch noch.
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