Der Pirat und der Apotheker
Hart, brutal, skurril und doch lustig: „Der Pirat und der Apotheker” ist eine Entdeckung – nicht nur für Kinder!
Der Illustrator Henning Wagenbreth hat die hierzulande so gut wie unbekannte Ballade im Werk des „Schatzinsel”-Autors Robert Louis Stevensen aufgespürt und ein irres Kinderbuch daraus gemacht, das auch erwachsene Comic-Fans von den Socken haut. Es handelt vom Kampf böse gegen sehr böse, hier verkörpert von den beiden Jungs Robert und Ben, die schon immer fiese Gesellen waren.
Der eine, Robert, ist ein wilder, radikaler Draufgänger, der die Birnen von den Bäumen klaut und seine vor Wut tobenden Häscher noch mit faulen Früchten bombardiert. Ben dagegen „klaut lieber leise, ist gemein auf feine Weise”. Und während Robert in See sticht und Pirat wird, bekommt Ben nach allerlei Schleimerei eine Lehrstelle beim Apotheker: „Tut, als putzt er seine Ware, panscht Arznei, ölt sich die Haare und berät die Ahnungslosen in glatten Apotheker-Posen.”
Zum Showdown kommt es, als sich die beiden Freunde Jahre später wieder treffen, mit ihrem mittlerweile angehäuften Reichtum prahlen und sich erzählen, was sie für Heldengeschichten halten. Da kommt heraus, wer wenigstens Frau und Kinder schont, also noch ein wenig Ganoven-Ehre in der Brust hat.
Dem anderen ergeht es schlecht. Das ist drastisch und kommt einem ein bisschen vor wie bei Wilhelm Busch oder dem Struwwelpeter. Nur dass hier nicht der offensichtliche Rowdy dran glauben muss, sondern der feine Herr, dessen Taten sich als noch gemeiner erweisen.
Wilde Reime (z.B. Moneymaker auf Apotheker), eine dichte Atmosphäre und irrwitzige Illustrationen machen aus der Ballade ein modernes Kunstwerk – das unter anderem auf der Nominiertenliste des Deutschen Jugendliteraturpreises 2013 gelandet ist. Nichts für Zartbesaitete!
Von: Robert Louis Stevenson, illustriert und übersetzt von Henning Wagenbreth
Verlag: Hammer
Bilderbuch ab 8 Jahren
ISBN: 978–3779504191
Gebundene Ausgabe: 48 Seiten
Format: 36,4 x 24,4 x 1 cm