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Luftigruß

Kein Wort, 14 geheim­nis­volle Dop­pel­sei­ten lang nicht. Nur sepia­far­bene Bil­der, jedes ein­zelne ein klei­nes Kunst­werk. Bil­der, um sich darin zu verlieren.

Die slo­we­ni­sche Illus­tra­to­rin Maja Kas­te­lic (*1981) erzählt in „Luf­ti­gruß” die Geschichte eines Knirp­ses, der fröh­lich beschwingt durch die abend­li­che Stadt läuft. Hier ist ein sche­men­haf­ter Trom­pe­ter im Fens­ter zu sehen, dort ein Lie­bes­paar zu erah­nen, am Him­mel leuch­ten Sterne. Der kleine Kerl mit offe­nem Gesicht trägt einen Ran­zen auf dem Rücken, viel­leicht kommt er spät aus der Schule, man weiß es nicht. Er lässt sich trei­ben, schaut einem Hund hin­ter­her, folgt dann einer Katze in ein Haus.

Und plötz­lich lie­gen da Blät­ter, bemalt von einem Kind. Der Junge nimmt die Spur auf, sam­melt die Bil­der eines nach dem ande­ren auf, traut sich in eine Woh­nung. Es geht Treppe um Treppe hin­auf, bis zum Dach­bo­den, wo der Junge ein Mäd­chen trifft, das zu sei­ner Spiel­ka­me­ra­din wird.

Maja Kas­te­lic erzählt diese ein­fa­che Geschichte ebenso stim­mungs­voll wie anspie­lungs­reich. Stra­ßen­schil­der ver­wei­sen auf große Mär­chen­er­zäh­ler und spä­tes­tens bei den auf dem Ess­tisch ver­teil­ten Spiel­kar­ten und der Herz-Dame-Puppe dane­ben muss man an Alice im Wun­der­land den­ken. Kas­te­lic hat zudem kleine Nach­rich­ten ver­steckt. „Gib dem Schick­sal Gele­gen­heit”, hat jemand ins Trep­pen­haus gekrit­zelt. „Schau in die Sterne”, steht auf einem an die Wand gehäng­ten Manifest.

Bot­schaf­ten und Bezüge sind natür­lich eher etwas für das erwach­sene Publi­kum, genau wie das Gedicht von Aleš Šte­ger, das die Geschichte beschließt und sie gleich­sam erklärt. „(…) Nur eine Tür ist deine. Dein kat­zen­en­ges, mäu­se­lei­ses Tür­chen. Hör auf die Stimme und tritt ein. Dies ist die Tür zu dei­ner Stimme. In dei­ner klei­nen, gehei­men Stimme gibt es ein wei­tes, hel­les Fens­ter. Vorm Fens­ter eine große Stadt, und viele viele Häu­ser. All die Häu­ser sind nun dein. Und deine Stimme überall.”

Die magi­sche Atmo­sphäre, die allem inne­wohnt, das Gefühl und die Schön­heit – die neh­men auch die Kin­der wahr. Wer sei­ner inne­ren Stimme ver­traut, dem öff­net sich die ganze Welt.


Von: Maja Kas­te­lic, mit einem Gedicht von Aleš Šte­ger, aus dem Slo­we­ni­schen über­setzt von Mat­thias Görit
Ver­lag: Bohem Press
Kin­der­buch ab 36 Monaten
ISBN: 978–3959390330
Gebun­dene Aus­gabe: 36 Seiten
For­mat: 21,5 x 1,2 x 27,7 cm
Categories: ab 3 Jahren
Matti Hartmann: Matti Hartmann ist im Hauptberuf freier Journalist und nebenher Vater von drei Kindern. Oder andersherum. Außerdem Bücherfreund. Und weil sich das alles prima unter einen Hut bringen lässt, wenn man eine Kinderbuchseite betreibt, macht er genau das auch noch.
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