Treppe, Fenster, Klo
Antti Lovags scheinbar vom Planet Love importierte Blasenhäuser, das mit einem Windkanal den Wüstenbedingungen von New Mexico angepasste Turbulence House von Steven Holl, Gary Changs seltsames und mit zusätzlichen Räumen im Boden versehene Kofferhaus, Stefan Eberstadts am Gebäude hängende Rucksackerweiterung, das rollstuhlgerechte Maison à Bordeaux mit Aufzugzimmer von Rem Koolhaas …
Das sind fünf der insgesamt 35 ausgefallenen Häuser, die Aleksandra Machowiak und Daniel Mizielinski in ihrem mehrfach ausgezeichneten Architekturbilderbuch für Kinder vorstellen. „Treppe, Fenster, Klo – die ungewöhnlichsten Häuser der Welt” zeigt und erklärt die Gebäude jeweils auf meist zwei Doppelseiten. Man erfährt, wer das Haus wann und wo gebaut hat, welche Materialien zum Einsatz kamen und was die spezielle Idee hinter dem Entwurf war. Durch Aufrisse und Ansichten in leuchtenden Farben gewinnt man einen faszinierenden Eindruck, wie es sich im Haus wohnt.
Manche der Gebäude sind überaus praktisch und auf die Lösung genau eines Problems hin konstruiert, wie die Sandsackhäuser von Nader Khalili, die in erster Linie günstig, einfach und sicher zu errichten sein sollten, um schnell vielen Menschen Obdach zu geben. Andere folgen visionären Vorstellungen vom schönen Leben – wie Tom Chudleighs kugelige Baumhäuser auf Vancouver Island, die er bezeichnenderweise „Free Spirit Spheres” nennt.
Zu entdecken, auf welche erstaunlichen Ideen Architekten kommen, ist spannend und inspirierend. „Treppe, Fenster, Klo” führt vor, wie vielfältig sich Architektur abseits vom Standardbau moderner Städte entwickeln und an den Bedürfnissen der Bewohner orientieren kann, wenn sich die Architekten eine gewissermaßen kindliche Herangehensweise bewahren. Denn die Welt wie ein Kind zu betrachten, heißt unter anderem ja auch, unbelastet von jahrelanger Prägung phantastisch zu denken. Dass große Architekten so arbeiten und damit Erfolg haben – ist das nicht eine grandiose Erfahrung?
„Sehr vergnüglich – und so ganz nebenbei lernen Kinder, worum es in der Architektur eigentlich geht”, lobt denn auch Christina Budde vom Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main. Ein bisschen schade ist lediglich, dass es im Buch keine Fotos der Häuser gibt. Denn zu sehen, wie die Bauwerke tatsächlich aussehen, wäre doch interessant gewesen. Aber dafür kann man dann ja auch ins Internet gehen und sich Videos und Bilder der berühmten Häuser anschauen.
Von: Aleksandra Machowiak und Daniel Mizielinski, übersetzt von Dorota Stroinska
Verlag: Moritz Verlag
Architekturbuch für Kinder ab 7 Jahren
ISBN: 978–3895652172
Gebundene Ausgabe: 156 Seiten
Originaltitel: D.O.M.E.K.
Format: 20,9 x 1,8 x 20,7 cm
„Treppe, Fenster, Klo” kam 2010 auf die Ehrenliste des „Internationalen Kuratoriums für das Jugendbuch” (IBBY) und erhielt den Kinder- und Jugendbuchpreis „Luchs” von Radio Bremen und „Zeit”.