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Müffelmax

Manch­mal macht man etwas völ­lig falsch – und am Ende wird doch alles genau rich­tig. Zum Bei­spiel, weil die Wirk­lich­keit ganz anders als in unse­rer Vor­stel­lung ist und sich Vor­ur­teile als falsch erweisen.

So wie bei Max: Das ist der Held in Silke Far­mers sehr süßem ers­ten Kin­der­buch, des­sen Titel „Müf­fel­max” bereits auf das größte Pro­blem des fünf­jäh­ri­gen Knirp­ses hin­weist. Max ist zwar eigent­lich ganz dufte, auf­ge­weckt, mutig und ehr­lich, duf­tet aber nicht so gut, weil er sich nur sehr sel­ten (und wenn dann auch nur ziem­lich huschig) wäscht.

Das stört vor allem seine Eltern. Und: „Wer sich nicht mehr zu hel­fen weiß”, heißt es im Buch, „macht manch­mal dumme Dinge – da bil­den Eltern keine Aus­nahme.” In die­sem Fall erzählt Max’ Papa abends vorm Schla­fen­ge­hen eine gru­se­lige Geschichte von einem Men­schen­fres­ser, der ganz beson­ders den Geschmack von klei­nen, stin­ken­den Kin­dern schätzt.

Und ob man es nun glaubt oder nicht, in der fol­gen­den Nacht streicht tat­säch­lich ein fins­te­rer Geselle durchs Dorf. In den wun­der­ba­ren Wor­ten der Autorin klingt das so: „Er hieß mit Vor­na­men Fritz, mit Nach­na­men Men­schen­fres­ser und war von Beruf Riese.”

Aber dann wird alles anders als man denkt. Denn nur, weil einer Men­schen­fres­ser heißt (und den Geruch stin­ken­der Kin­der mag), muss er noch lange nicht gefähr­lich sein. Viel­leicht ist er ja auch Kom­post-Vege­ta­rier und es ent­wi­ckelt sich eine wun­der­bare Freund­schaft, die irgend­wie dazu führt, dass am Ende sogar noch der Wasch­lap­pen zum Zuge kommt.

Meist kommt krudes Zeug heraus”

Silke Far­mer ist übri­gens Redak­teu­rin bei einer gro­ßen öster­rei­chi­schen Wochen­zei­tung. Dort haben wir mal eine Weile zusam­men gear­bei­tet – und weil Silke echt eine Nette ist, hat sie hier noch ein paar Fra­gen zu ihrem Buch beantwortet: 

Als Jour­na­lis­tin schreibst du ja eh viel. Aber mehr so ernst­haf­tes und recher­chier­tes Zeug. Wie kam’s zur Phantasiegeschichte?

Die Idee zu Müf­fel­max bzw. mehr oder min­der die ganze Geschichte kam regel­recht über Nacht. Abends, wenn ich die Kin­der ins Bett bringe, muss ich Geschich­ten vor­le­sen (no na net) und das oft bis zum Umfal­len. Aber auch das ist manch­mal nicht genug und dann müs­sen, nach­dem das Licht schon gelöscht ist, noch Geschich­ten erzählt wer­den. Um ehr­lich zu sein: Meist kommt dabei recht kru­des und wir­res Zeug her­aus, aber bei der Erzäh­lung rund um Max und Men­schen­fres­ser Fritz war es anders. Krude ja, aber irgend­wie hatte sie Hand und Fuß. Am nächs­ten Tag musste ich alles nur noch etwas aus­for­mu­lie­ren und nie­der­schrei­ben. Ich glaube, ich habe sie in einer hal­ben Stunde zu Papier gebracht, die Worte haben sich prak­tisch von selbst geschrieben.”

Men­schen­fres­ser in einer Gute­nacht-Geschichte – du denkst dir ja Sachen aus …

Dass Max’ Vater von einem Men­schen­fres­ser erzählt, ist natür­lich abso­lut inkor­rekt. Aber ich wollte auch ein­mal eine Lanze für uns Eltern bre­chen. Wir sind schließ­lich auch nur Menschen.”

Aha, soso. Dann mal ganz ehr­lich: Gibt’s in dei­ner Fami­lie etwa wirk­lich ein klit­ze­klei­nes Geruchs­pro­blem? Wäre ja nur menschlich.

Vor­bild für Max sind natür­lich meine bei­den Söhne. Pfif­fig, frech und lie­bens­wert. Und: Sie trei­ben mich regel­mä­ßig in den Wahn­sinn. In ihrem Fall hat das zwar nichts man­geln­der Kör­per­hy­giene zu tun, sie baden und duschen äußerst gern. Aber das Thema illus­triert ganz gut die Ohn­macht, die mich manch­mal plagt, wenn sie so gar nicht auf mich hören wollen.”

Auf dem Foto rechts neben Silke: Illus­tra­to­rin Mele Brink und Bernd Held vom Verlag

Apro­pos Illus­tra­tio­nen. Die sind erst nach­dem du dir die Geschichte aus­ge­dacht und dann einen Ver­lag gefun­den hast dazu gekom­men. Magst du sie?

Die Illus­tra­tio­nen haben mir von Anfang an extrem gut gefal­len. Meles Stil kenne ich bereits von ihren ande­ren Büchern und ich bin ein gro­ßer Fan ihres Ein­falls­reich­tums. Ins­ge­samt sind die Bil­der sehr stim­mig mit der Geschichte und in Men­schen­fres­ser Fritz habe ich mich regel­recht ver­liebt. Er sieht wie in mei­ner Vor­stel­lung aus, nur noch entzückender.”


Von: Silke Far­mer (Geschichte) und Mele Brink (Illus­tra­tio­nen)
Ver­lag: Edi­tion Pastorplatz
Bil­der­buch für Kin­der ab 3 Jahren
ISBN: 978–3943833225
Gebun­dene Aus­gabe: 34 Seiten
For­mat: 21,5 x 0,9 x 24,7 cm 
Categories: ab 3 Jahren
Matti Hartmann: Matti Hartmann ist im Hauptberuf freier Journalist und nebenher Vater von drei Kindern. Oder andersherum. Außerdem Bücherfreund. Und weil sich das alles prima unter einen Hut bringen lässt, wenn man eine Kinderbuchseite betreibt, macht er genau das auch noch.
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