Das Stinktier
In „Das Stinktier” geht es um einen, so nennt ihn der Verlag, „unbescholtenen” Herrn.
Unbescholten! Ein Wort für Fliegenträger. Das hat Stil. Menschen mit Schlips oder gar offenem Hemd würden es nicht verwenden. Zum Protagonisten von Mac Barnetts kurzem Lehrstück passt es dafür umso besser.
Der Herr im feinen Zwirn öffnet eines Tages die Tür und blickt einem Stinktier ins Gesicht, das ihn fortan mit gebotenem Abstand zwar, aber beharrlich, verfolgt. Um sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, unternimmt es sehr Stinktier-untypische Dinge. Es fährt Taxi, kauft Opernkarten und steigt auf dem Rummelplatz ins Riesenrad. „Wir drehten uns in großen Kreisen”, heißt es im Buch.
Da wird es nicht nur dem Leser allmählich unheimlich. Unser Held leitet drastische Maßnahmen ein, um den Verfolger ein für allemal abzuschütteln. Aber wie das mit Stinktieren eben so ist: So einfach lassen sie dich nicht los. Und am Ende stellt sich die Frage: Sind sie nun von dir besessen oder du von ihnen?
Man muss „Das Stinktier” wohl als ebenso kluge wie charmante Parabel lesen, und es stimmt schon, dass Stinktiere und verwandte Wesen uns alle etwas angehen. Allerdings ist das herrlich altmodisch gezeichnete Buch auch abseits solcher Betrachtungen und schon lange vor der Schlusspointe ausreichend komisch, um bedingungslos empfohlen zu werden.
Und übrigens: Dass der Verlag das Alter der Zielgruppe mit „0 Monate und älter” angibt, ist vollkommen gerechtfertigt. Für Kinder bis 99 Jahre!
Von: Mac Barnett, Patrick McDonnell (Illustrationen) und Barbara Küper (Übersetzung)
Verlag: Tulipan
Illustriertes Buch für Kinder bis 99 Jahre
ISBN: 978–3864292781
Gebundene Ausgabe: 44 Seiten
Format: 16,6 x 1 x 21,8 cm